Ritter, Feldherren, Politiker, Kunstmaler, Musiker, Professoren, Bundesräte und weitere mehr: bekannte Gäste in der Blume.

Bekannte und weniger bekannte Gäste aus sechs Jahrhunderten​

Die Namen der grossen Mehrheit der Blumen-Besucher bleiben unbekannt. Ab 1830 sind die Gäste  systematisch in den Badener Fremdenblättern aufgeführt. Die ganz grossen Namen stiegen aber in den bekannteren und auch grösseren Häuser ab: Im Staad- und Hinterhof, später im Verenahof und im Grand Hotel Baden.

Mehr Informationen

Von oben links im Uhrzeigersinn:

 

Doris Leuthard, Merenschwand, Bundesrätin, Aufenthalt 2010.

Heinrich Pantaleon, Basel, Humanistischer Gelehrter, 1570er Jahre.

Andres Andrekson, Stress, Lausanne, Schweizer Rapper.

Carl August Liner (im Selbstporträt), Kunstmaler, Appenzell, 1939.

Gotthard von Breiten-Landenberg (oder ein Verwandter), Ritter, Brugg, 1526.

Hermann Hesse, Montagnola, Schriftsteller, 20. Jahrhundert.

Plüsch, Interlaken, Schweizer Band.

Fabian Cancellara, Wohlen bei Bern, Radrennfahrer, Olympiasieger 2008.

Johann Jakob Hohl, Herisau, Ständerat, 1910.

Dr. Marie Heim-Vögtlin, Zürich, erste Schweizer Ärztin, 1911.

Moritz Daniel Oppenheim, Frankfurt, jüdischer Maler, 1875.

Susanne Hochuli, Reitnau, Regierungsrätin Kanton Aargau, 2010.

Didier Burkhalter, Neuenburg, Bundesrat, 2010.

Patricia Boser, Zürich, Radiomoderatorin.

Peter Melander von Holzappel, Niederhadamar, Feldherr, 1640er Jahre.

Kurt Furgler,  St. Gallen, Bundesrat.

Chris von Rohr, Solothurn, Musiker.

Heim, Albert, Zürich, Professor für Geologie, 1907.

Als Modebad Europas zog Baden seit dem 11. Jahrhundert immer mehr Gäste an. In der goldenen Zeit der Badenfahrten waren darunter auch die Teilnehmer der Konzile von Konstanz und Basel, die österreichischen Herzöge, die auch nach dem Herrschaftsverlust noch in Baden zur Kur fuhren. Dazu gesellten sich Pilger, Edelleute und Bürger aus dem süddeutschen und österreichischen Raum und auch von weiter weg. Im 17. und vor allem im 18. Jahrhundert geriet der Badeort in eine Krise, welche sich auch in der Zusammensetzung der Gäste widerspiegelte. Ausländische Gäste waren in der Minderheit. Erst im 19. Jahrhundert, mit mehr medizinischem Wissen und verbesserter Infrastruktur, wurde Baden wieder wichtiger im Netzwerk der europäischen Kurorte: Die grosse Zeit der Badekuren brach an. Das Bürgertum nutzte damals die jährliche Badekur als temporäre Lebensform und bis 1913 nahmen die Logiernächte in Baden praktisch kontinuierlich zu. Die Symbiose von Kurleben, neu aufkommenden Tourismus und Kunst führten zu einer kulturellen Blüte, die noch heute fasziniert.

Von 1830 bis in die 1960er Jahre waren alle Gäste, die in der Blume und auch in den anderen Badehotels kurten, auf offiziellen Gästelisten verzeichnet. Die Fremdenblätter liegen heute im Stadtarchiv Baden, wo sie digital zugänglich sind. Das täglich erscheinende Blatt war gleichzeitig ein Informations- und ein Kommunikationsinstrument, das für alle vom Tourismus direkt oder indirekt betroffenen Akteure von Bedeutung war. Es hat sich über die Zeit gewandelt, wie dies auch der Namenswechsel zeigt: vom Badeblatt zu Fremdenliste, Baden bei Zürich, Schweiz.

Der schweizerische Bundesrat unternimmt traditionell einen jährlichen Ausflug in den Heimatkaton eines Mitglieds des Gremiums – das «Bundesratsreisli».

2010 besuchten die Räte den Kanton Aargau, Heimatkanton der damaligen Bundesrätin und Bundespräsidentin Doris Leuthard. Dass für die Übernachtung, das Abendessen und das Frühstück das Hotel Blume ausgewählt wurde, zeigt den Stellenwert des einzigen «historischen Hotels» im Kanton. Bis kurz vor dem Eintreffen durfte ausser den Geschäftsführern und dem Küchenchef niemand vom hohen Besuch wissen. Das Bundesrats-Menü für das Abendessen konnte sich durchaus sehen lassen:

Vorspeise

Carpaccio vom Aargauer Wasserbüffel-Mostbröckli mit Sbrinz und Rucola

Suppe

Maiscremesuppe mit Streifen von Mägenwiler Freilandpoulardenbrust und Safran

Hauptgang

Filetmedaillons von Agri-Natura-Kalb und Natura Beef auf jungem Blattspinat mit Balsamico-Hollandaise und Rosmarinkartoffeln;

(für den Vegetarier Moritz Leuenberger gab es Hallwilersee-Felchenfilet)

Dessert

Tarte Tatin mit Aargauer Äpfeln und Pfirsich Joghurt-Glace

Weine

Aargauer Fumé Blanc aus mehreren Anbaugebieten und Wettinger Blauburgunder

 

Die Bundesräte haben auch in der Blume übernachtet und gefrühstückt. Sie aßen in einem separaten Raum, holten sich aber ihr Essen vom gleichen Buffet wie die anderen Hotelgäste.

Albert Heim kurte 1907 in der Blume Baden. Der ETH-Professor für Geologie  forschte auf dem Gebiet der duktilen Deformation von Gesteinen und beschrieb Falten in allen Grössenordnungen. Er beschäftigte sich auch mit Glaziologie und fertigte Panoramen und Reliefs an. 1898 unternahm er mit Eduard Spelterini die erste wissenschaftliche Ballonfahrt über die Alpen.

Sein Frau war noch bekannter als er. Marie Vögtlin-Heim war 1911 in der Blume zu Gast. Nach der Schule wollte sie Medizin studieren und löste mit ihrem Entscheid öffentliche Entrüstung aus. Vergebens: 1868 war sie die erste Schweizerin an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich. Sie wirkte später in Leipzig und Dresden und promovierte 1874. Danach eröffnete sie als erste Schweizer Ärztin eine Praxis für Gynäkologie in Zürich. Nach der Geburt ihrer drei Kinder arbeitete sie weiter. Ihrer Rolle als Pionierin war sie sich stets bewusst. Sie sympathisierte mit der Frauenbewegung und förderte mit Vorträgen und Publikationen das Gesundheitsbewusstsein. Marie Vögtlin-Heim litt an Tuberkulose und starb fünf Jahre nach ihrer Kur in der Blume, im Jahre 1916.

Moritz Daniel Oppenheim (1800-1882) war ein deutscher Porträt und Historienmaler. Er gilt als erster jüdischer Maler, der weltweite Bekanntheit erreichte. 1875 hielt er sich in der Blume auf.

In einem Brief vom 19. Juli 1830 berichtet Konrad Mäder von seiner Badekur in der Blume. Transkription:

Baden den 17ten Juli 1830

Hochwürdigster Gnädigster Herr!

Des langen, des im Tag 5 stündigen Badens ungeachtet, ist dennoch mein Ausschlag, wegen der kühlen Witterung bis dahin nicht vollständig und allgemein geworden, ist nur theilweis gekommen, und von einem … zum andern gefahren. Herr Doctor Schnebli sagt nun, es würde zulange gehen, bis der Ausschlag an alle Theile des Leibs gekommen wäre; ich solle also abbaden, und habe keinen Schaden zu befürchten, desweg, weil er nicht vollkommen hinaus gekommen sey: Dies Abbaden könne bis künftigen Dienstag fertig seyn; vorher aber müsse ich noch 2 mal Schröpfen lassen, heute, am Samstag- und übermorgen am Montag. Ich bitte Sie also Gnädigster Herr! am nächsten Dienstag, als[o] am 20ten dies[ses] (gemeint ist dieses Monats), mich von hier nach Hause abholen zu lassen.

Mit Freuden kehre ich zurück, und hoffe, die Nachwirkung des Bades, [werde?], was noch mangelt, verbessern. Da ich aber dem Leibe, der Gesundheit nach, besser zurückkomme, so fürchten Sie nicht Gnädigster Herr! ich möchte der Seele, den Sitten nach verschlimmert heimkehren, und möchte mir begegnet seyn, was jener, der sagte: quoties inter homines fui, minor homo sedii; Nein, dies haben Sie nicht zu befürchten. Ich habe zwar vieles gesehen, gehört und beobachtet; aber sehr vieles davon möchte ich nicht nachahmen: ich habe Extreme gesehen, die grösste Eitelkeit, und die grösste Armseligkeit der Menschen; wenn ich aber eines von beyden wählen müsste, würde meine Wahl eher auf die lezte fallen, weil mich diese näher zu Gott bringen, jene aber weiter von ihm wegführen würde. Was ich öfters in [meinem?] einsamen Bädlein leise mit dem Eremit gesungen habe, um mir die lange Weile zu vertreiben, das werde ich auch in der Kloster-Zelle singen, und stets des Textes Sinnes seyn, es heisst so:

Ich leb in dieser Einsamkeit
gelassen für mich hin,
Es hat mich auch noch nie gereut,
dass ich kein König bin:
Die ganze Welt weiss nichts von mir,
und ich nichts von der Welt;
Das einzig nur weiss ich von ihr,
dass sie mir nicht gefällt.

Endlich zum Beschluss dieses lezten Schreibens, seze ich noch vorläufig meinen herzlichen Dank bey, den ich Ihnen Gnädigster Herr! schuldig bin, für Ihre Sorge, Mühe, Verwendung, Gestattung aller Mittel, um mir helfen zu lassen; kurz für alles Liebs und Guts das Sie mir erwiesen haben. Ewig werde ich es nicht vergessen, werde täglich für Sie betten, und mich bestreben, meine klösterlichen Pflichten, so viel und gut ich kann, Gott zu lieb zu erfüllen, um auch Ihnen so Freude zu machen. Mit wahrer Hochachtung, Liebe und Dankbarkeit geharre ich

Ihro Gnaden

Unterthanigster und Gehorsamster Sohn Conrad M.

Transkription: Dr. Annina Sandmeier-Walt (www.klostergeschichte.ch)

Von oben links im Uhrzeigersinn:

Doris Leuthard, Merenschwand, Bundesrätin, Aufenthalt 2010. (Wikipedia)

Heinrich Pantaleon, Basel, Humanistischer Gelehrter, 1570er Jahre. (Wikipedia)

Andres Andrekson, Stress, Lausanne, Schweizer Rapper. (Wikipedia)

Carl August Liner (im Selbstporträt), Kunstmaler, Appenzell, 1939. (Wikipedia)

Gotthard von Breiten-Landenberg (hier ein Verwandter von ihm), Ritter, Brugg, 1526. (Schweizerisches Nationalmuseum, LM-6184)

Hermann Hesse, Montagnola, Schriftsteller, 20. Jahrhundert. (Wikipedia)

Plüsch, Interlaken, Schweizer Band. (www.discogs.com)

Fabian Cancellara, Wohlen bei Bern, Radrennfahrer, Olympiasieger 2008. (Wikipedia)

Johann Jakob Hohl, Herisau, Ständerat, 1910. (www.zvab.com)

Dr. Marie Heim-Vögtlin, Zürich, erste Schweizer Aerztin, 1911. (Wikipedia)

Moritz Daniel Oppenheim, Frankfurt, jüdischer Maler, 1875. (Wikipedia)

Susanne Hochuli, Reitnau, Regierungsrätin Kanton Aargau, 2010. (Wikipedia)

Didier Burkhalter, Neuenburg, Bundesrat, 2010. (Wikipedia)

Patricia Boser, Zürich, Radiomoderatorin. (patriciaboser.ch)

Peter Melander von Holzappel, Niederhadamar, Feldherr, 1640er Jahre. (Wikipedia)

Kurt Furgler, St. Gallen, Bundesrat. (Wikipedia)

Chris von Rohr, Solothurn, Musiker. (Wikipedia)

Heim, Albert, Zürich, Professor für Geologie, 1907. (Historisches Lexikon der Schweiz)

Badener Fremdenblätter, zugänglich im Stadtarchiv Baden

Müller, Florian: Das vergessene Grand Hotel. Leben und Sterben des grössten Badener Hotels, 1876-1944, Baden, 2016.

 

 

 

Weitere Bilder

 

Die Infopoints
10 / 11 / 12
befinden sich auf der zweiten und dritten Etage des Atriums.